Leiden Frauen wirklich mehr als Männer

Leiden Frauen wirklich mehr als Männer

3. Juli 2019 0 Von urquellliebe

Dieser Blog hier ist auch entstanden, um aufzuklären, um auf Widersprüche oder Unsinniges aufzuzeigen.

Aufmerksam werde ich auf solche Themen darüber, was ich von meinen Klienten so höre, über Bücher, Videos, auf die man mich hinweist oder die ich selbst entdecke, und eben das Internet.

Auslöser und Gedankengeber für diesen Text war ein Buch über Dualseelenliebe.

Es geht mir hier und heute um den weitverbreiteten Irrtum, dass immer die Frauen mehr leiden würden, als die Männer.

Man lädt den Frauen immer den Part auf, der leiden, schmerzen, weinen und trauen muss.

Der Mann sei fast immer derjenige, der es sich einfach macht, der locker und beschwingt weiterlebt und seiner Wege geht. Na ja, der berühmte Loslasser eben, der „Nichtgefühlsmensch.“

Dies stimmt so nicht.

Auch Männer leiden

Aus meiner Praxis weiß ich sehr wohl, dass auch der Mann leidet, sehr sogar.

Ich frage mich manchmal, wieso soll es immer die Frau sein, die den größten Schmerz tragen soll.

Für mich bedeutet dies einfach, dass diejenigen, die solche Behauptungen aufstellen, ein sehr veraltetes Rollenbild in sich tragen, aber auch, dass sie ihre persönlichen Erfahrungen, zu denen aller machen. Denn es ist gewiss nicht erstaunlich, dass solche Aussagen zumeist von Frauen kommen.

 „Wenn ich als Frau so leide, dann muss es doch gewiss jeder andren Frau auch so gehen.“ Das eigene persönliche Leid wird schlichtweg als kollektives Leid erkannt und als Wahrheit empfunden.

Es wird jahrzehntelanges Leiden prophezeit

In besagtem Buch habe ich tatsächlich auch gelesen, dass:

„Eine besondere Form der Liebe zwischen zwei Menschen ist die sogenannte Dualseelenliebe, die immer – ja immer – mit jahrelangem schweren Leid einhergeht, vor allem für die betroffenen Frauen bzw. den weiblichen Teil der Beziehung.

ÖHM!!! Wir hier etwa den meisten Männern die Fähigkeit des Leidens und somit auch des Liebens abgesprochen.

„Die sogenannte Dualseelenliebe“ .. dies klingt, als glaube die Autorin selbst nicht an den Begriff nutzt ihn aber dazu, eine solch folgenschwere Aussage zu machen.

Eine Aussage, die innerhalb eines Satzes schweres Leid ankündigt, sowie zugleich dieses Leid einmal wieder den Männern von den Schultern nimmt und den Frauen auflädt. Also darf Frau, das ewig leidende Wesen bleiben, welches sie schon seit Jahrtausenden ist.

  Ich war im ersten Moment sprachlos, und glaubt mir, ich bin äußerst selten sprachlos.  

Eigene Erfahrungen werden zu einer allgemeinen Tatsache gemacht

Die Dame, die weder eine psychologische noch sonstige spirituelle und/oder helfende Ausbildung hat, kommt zu dieser schwerwiegenden Erkenntnis, die anderen Menschen unsägliches Leid bringen kann. Sie hat ihre Weisheit durch eine eigene gescheiterte Liebesbeziehung und, so wie sie schreibt durch viele Nachrichten anderer Frauen, gewonnen … nun denn.

Weiter geht es in diesem Text mit der Behauptung, es handle sich meist um die Liebe auf den ersten Blick (auch dies kann ich nach all den Jahren der Beratung nicht unbedingt bestätigen, oftmals kennt man sich schon lange, erkennt sich aber erst später wirklich), verbunden mit einer unerklärlichen, nahezu magischen Nähe endlich zu Hause angekommen zu sein (also nichts wirklich Neues).

Charakteristisch sei dabei vor allem die energetische Verbindung, die weder emotional noch willentlich noch körperlich noch auf der Seelenebene aufzulösen ist (auch dies ist nichts Neues).

Dann schreibt die Dame

„Und genau dieser Umstand verursacht so großes Leid, sobald es zur Trennung kommt, einer Trennung, die stets unausweichlich scheint, weil der männliche Teil oft anderweitig gebunden ist, Verantwortung für Kinder trägt sowie selbst noch keinen seelisch tiefgreifenden Reifungsprozess durchlebt hat.

Zum einen finde ich es schon fast gefährlich, für sensible Menschen, diese Sätze zu lesen, zum anderen sind es genau solche Aussagen, die liebende Menschen evtl. bei einem Menschen festhalten, der nicht wirklich zu Ihnen gehört, weil ja wieder einmal bestätigt wird, dass Dualseelen leiden und sich trennen müssen.

So wird Verzweiflung geboren

Ich verstehe noch immer nicht, wie leichtfertig manche Menschen solche Weisheiten in die Welt werfen können. Genau solche Texte sind es, die viele verzweifeln lassen oder in einem Hamsterrad der unerwiderten Gefühle festhält.

Aber so richtig dreist finde ich die Behauptung, dass der Mann meist „selbst noch keinen seelisch tiefgreifenden Reifungsprozess durchlebt hat“.

Ich sehe hier wieder einmal bestätigt, dass zu dem Thema Seelenliebe schon fast unverschämte Allgemeinweisheiten weiterverbreitet werden, unmögliche Plattitüden und unsagbar flache Behauptungen, nur um ein Buch auf den Markt zu bringen.

Jedoch dem Mann zu unterstellen er habe noch nicht den erforderlichen Reifegrad zeigt mehr als deutlich, dass der erforderliche Reifegrad anderweitig noch nicht gegeben ist, aber nicht beim Mann, der sich nicht als Dualseele erkennen kann/will oder es nicht leben kann, aus welchen Gründen auch immer.

Längst bekanntes Wissen wird neu aufbereitet

In dem ganzen Buch werden Verhaltensweisen analysiert, schon bekanntes Wissen neu aufbereitet und Menschen und Gefühle werden chronologisch katalogisiert und schubladisiert weiterverbreitet.

Ich möchte nicht das der Eindruck entsteht, ich zerreiße andere in der Luft, sondern es geht mir einzig darum, aufzuklären, welcher Unfug, welche schrecklichen Aussagen und welche irreführenden Informationen die Seelenliebe betreffen verteilt werden. Aus diesem Grunde nenne ich auch weder Autorin noch Titel des Buches und werde dies auch in Zukunft nicht tun.

Ansonsten hat das ganze Buch nichts wirklich Neues zu bieten außer einer Art Leitfaden, „die innere Arbeit an sich selbst.“ Also wieder einmal ein Handbuch, welches dich lehrt, wie Du dich, basierend auf den Erfahrungen der Autorin, verändern sollst.

Das eigentliche Thema, die Behauptung, dass Frauen mehr leiden, als Männer, stimmt absolut nicht.

Wenn ein Mann seine Seelenliebe gefunden und erkannt hat und Liebe für diese fühlt, wird er genauso leiden, nur eben auf eine andere Art als sein Gegenüber, weil eben alle Menschen verschieden sind.

Es ist nicht so, dass es die Frau schlimmer trifft, sondern es ist eher so, dass die Liebe zu einem Menschen, der einem nicht wiederliebt, Schmerz und Leid bereitet und Mann wie Frau gleichermaßen seelisch quälen kann.

Ich bin immer wieder aufs Neue erstaunt, wie leichtfertig, diese Liebe vollgeladen wird, mit Leid, Schmerz, Verzicht und Trennung.

Sensible und zutiefst traurige Menschen, sind sehr anfällig für solche Aussagen und ziehen sich diesen Schuh an und bleiben weiterhin in Kummer und Leiden gefangen.

Wundert es da, dass so viele inzwischen glauben, eine Seelenliebe muss einfach weh tun und dann bei einer schmerzhaften Liebe eisern an dem Glauben festhalten, dies kann nur die Dualseele sein?

Und es wundert mich ehrlich gesagt auch immer wieder aufs Neue, wieso glauben so viel Menschen, solche Aussagen überhaupt.

Gerade Liebende sollten Informationen von außen hinterfragen

Wieso vertraut man nicht auf sein Gefühl?

Wieso hinterfragt man die geschriebenen Worte nicht?

Wieso hinterfragt man nicht, woher der Autor seine Weisheiten und Erkenntnisse hat?

Wieso lässt man sich einreden, Du musst nun leiden, da kommst Du gar nicht drumherum. Denn wer lieben will MUSS leiden?

Und dann dieses Pflegen einer uralten überholten Geschlechterrolle:

Er wird dich verletzen, dich als Frau, er als Mann bleibt verschont von Kummer und Verletzung.

Bist Du weiblich … dann stelle dich auch Jahre, ja vielleicht sogar jahrzehntelanges Leiden ein.

Und Frau folgt dem dann auch noch. Wohingegen ich bei Männern andere Reaktionen erleben durfte.

Man spielt hier mit der Weiblichkeit … ich könnte es auch so formulieren „man nutzt hier die weibliche Neigung zur Gutgläubigkeit und dem Wunsch zu folgen aus“

Ich vertrete nach wie vor die Meinung, dass deine Seelenliebe dich nicht leiden lässt.

Egal ob man schon in einer Partnerschaft ist oder noch nicht, ihr werdet beide nicht leiden, sondern glücklich sein, euch gefunden zu haben, und wer hier Vertrauen in das Leben und die Liebe hat, der wird auch zur gegebenen Zeit in eine Partnerschaft geführt werden.

© Erika Flickinger

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