Esoterisches Herdenverhalten – ein etwas ironisch angehauchter Beitrag

Esoterisches Herdenverhalten – ein etwas ironisch angehauchter Beitrag

14. Juli 2019 0 Von urquellliebe


Benutze einmal deine Phantasie und stelle dir folgendes Bild vor.

Irgendwann gab jemand kund, dass man, um mit seiner Seelenliebe glücklich zu werden, acht Phasen durchschreiten müsse.

Aber Achtung, es ist tückisch, Du kannst jederzeit von einer höheren Phase auf Phase vier zurückfallen, und dann geht es wieder los zu Phase fünf, sechs usw.

Wieso?

Weil Du oder aber der Mensch, den Du liebst, und der sehr wahrscheinlich keinen Schimmer von irgendwelchen imaginären Phasen hat, seine „Aufgaben“ noch nicht vollendet haben.

Nun findet der „Erdenker“ dieser Theorie, einen oder mehrere, die dies dankbar annehmen und losmarschieren, auf die erste Phase zu.

Auf seiner Reise durch die erste Phase, begegnen ihm andere Liebende und er berichtet davon, dass man Phasen durchleben muss, um lieben zu dürfen.

Noch voller Eifer und Vorfreude darauf, in absehbarer Entfernung (denn acht Phasen dauern ja wohl nicht so lange) erklärt er den “Neulingen”, was ihm der „Erdenker“ aufgegeben hat, damit er seine Seelenliebe bald in die Arme schließen darf.

Also gehen diese anderen auch los, denn es klingt ja so einfach, in diese heiß ersehnte Beziehung hineinzufinden.

Und so beginnt ein ewiger Kreislauf

Denn ab da wiederholt sich alles unzählige Male.


Ein kluger Erdenker, hat sich etwas erdacht, wie es wohl funktionieren müsste, deine Seelenliebe als Partner zu erobern und nun zeiht es Kreis um Kreis und wird zu einem fortwährenden Kreislauf, der zwar an einem Punkt beginnt, aber an keinem wirklich endet.

Und jeder Neuling, der ja schon so lange im Dualseelenprozess lebt, ist noch so begeistert davon, dass er nun eine logische und verständliche Anleitung erhalten hat, dass er es freudig in die Welt trägt.

Und ein neuer esoterischer Virus verbreitet sich in Windeseile!

Wie flexibel diese Phasen eigentlich sind, und wie sie, je nach Bedarf, zurechtgebogen werden können, erkennt er noch nicht.

Er berichtet jedem der es hören will und vielen, die es nicht wirklich hören wollen, von den glorreichen “Acht Phasen.”

Ein Weg mit Ziel doch ohne wirkliches Ankommen beginnt

Irgendwann dann hörst Du davon, dass Du unbedingt diese acht Phasen durchschreiten musst, damit Du und deine Seelenliebe einander würdig seid.

Und Du reihst dich in der der inzwischen unsagbar großen Schlange ein und gehst los.

Bis dahin weiß schon keiner der Vorausgehenden mehr, wer dies eigentlich sagte, aber es gehen ja so viel vor dir, also kann es nur stimmen.

Also gehst auch Du los in Richtung erste Phase.

Auf dem Weg dahin, wirst Du zu einem Menschen, der sich an denen orientieren, die vor ihm gehen, welche sich wiederum an denen orientieren die vor ihnen gehen … und so geht es bis an die Spitze.

Derjenige der ganz vorne geht hat schon lange vergessen, wer ihn auf diesen Weg geschickt hat- oder möchte im Grunde gar nicht mehr weitergehen.
Er hat inzwischen jedoch das Gefühl, den Weg nun nach all der langen Zeit weitergehen zu müssen, den irgendwo muss doch endlich einmal das Ziel zu sehen sein.

Und er geht weiter und weiter, damit nicht alles umsonst war.

Manchmal geht er rückwärts, und manchmal nach links oder rechts, aber er geht immer wieder vorwärts, auf einen Punkt zu, an dem er hofft, endlich in die Arme desjenigen zu sinken, für den er diesen beschwerlichen und unsagbar langen Weg auf sich genommen hat.

Da wo viele vorgehen und viele folgen, da muss die Wahrheit sein!

Zwischendurch sieht er die Gefolgschaft, die hinter ihm geht, und fühlt sich darin bestätigt, dass etwas, dem so viele folgen, nur richtig sein kann, während die hinter ihm denken, dass etwas bei dem so viele vor ihm gehen, nur richtig sein kann.

Und hier beginnt das typische Herdenverhalten

Traut sich auf dieser Reise einer auszubrechen, um wieder in sein Leben zurückzufinden, zeigen unzählige Finger auf ihn, warnen ihn vor seelischen Stillstand und dem Verlust dessen, den er liebt.

Und da fast alle mit dem Finger auf die Treulosen zeigen, fühlen sie sich in ihrem Phasenweg nur wieder bestätigt. Denn was alle als richtig empfinden, kann einfach nur richtig sein. Und was alle verurteilen, muss auch er verurteilen.

Auf ihrem Weg treffen sie auch öfter auf Menschen, die sich einfach daran erfreuen, wie schön ihr Leben ist und welche die Einladung, mit auf den Weg der Phasenfindung zu gehen ablehnen.

Und schon gehen wieder alle Zeigefinger Richtung des Einzelnen und man beschuldigt ihn einheitlich, in seiner Entwicklung ja noch weit weg von Ihnen und dem wahren spirituellen Wissen zu sein.
Denn sie nehmen Mühen auf sich, um zu wachsen und in die Seelenliebe zu finden, während der Außenseiter, spirituell dumm und zurückgeblieben ist, da dieser für sich entdeckte, dass er einfach nur leben und genießen mag.

Und da alle es sagen, fühlt ein jeder sich darin bestätigt, dass er/sie noch lange nicht so weit entwickelt ist, wie sie selbst, da sie tapfer weiterwandern, Richtung nächste Phase und er/sie nur einfach das Leben liebt und genießt, in seiner ENtwicklung rückständig sein muss. Das kann nicht richtig sein, denn so unzählig viele mühen sich auf dem Weg der Phasen ab.

Wenn so viele etwas als falsch finden, so ist es eben falsch, einfach nur zu l(i)eben.

Fragt man nun aber, nach langer Zeit des Wanderns und niemals wirklich Ankommens, jemanden aus dieser Herde, wieso er solch einen seltsamen Weg geht, wird er dir meist nicht sagen können, wer der eigentliche Urheber der acht Phasen war, aber er wird dir erklären, wen er alles auf seinem Weg getroffen hat, der auch auf dieser Reise ist.

Oder er berichtet dir davon, wie viele Menschen daran glauben, also ist es die Wahrheit.

Es gibt kaum mehr eine individuelle Wahrheit

Fragst Du ihn aber, was denn eigentlich seine eigene Wahrheit sei, wird er entweder keine Antwort haben und dich erstaunt ansehen oder aber er erzählt dir ausführlich von den acht Phasen, an die doch so viele glauben, also sei dies auch seine Wahrheit.

Und er erzählt dir mit getrübtem Blick, dass es dabei ja normal sei, dass er des Öfteren kurz vorm Ziel, plötzlich wieder bei Phase vier stand und wieder alles von vorne losging.

Immerhin sei dies ja Teil des Prozesses, denn schon so viele vor ihm erlebt hätten. Und mit Blick nach unten, dreht er sich mit hängenden Schultern wieder um, sucht die Fußstapfen der Vorgänger und wandert weiter zur nächsten Phase.

Denn wenn so viel vorangehen, kann es nur die Wahrheit sein!

© Erika Flickinger