Einige persönliche Worte zur Heilung und Arbeit mit dem inneren Kind
Ich halte nicht wirklich viel davon, die Arbeit an/mit dem inneren Kind, mit der Seelenliebe und unserer Liebesfähigkeit zu verbinden.
Ich möchte heute ein wenig Privates aus meinem Leben/meiner Vergangenheit offenbaren
Vielleicht versteht dann manch einer besser, was ich mit meinen Beiträgen übermitteln möchte.
Normalerweise rede ich darüber nicht, da es etwas ist, dass ich mit mir selbst, den Beteiligten und meiner Vergangenheit klären soll/muss. Auch weil solche Berichte oft den Eindruck erwecken können, dass man nach Mitleid sucht.
Genau dies suche ich aber nicht.
Eine schwere Kindheit bedeutet nicht zwangsläufig dass Du nicht geliebt werden kannst!
Jedoch denke ich, dass ein Einblick in meine Kindheit, der wohl beste Beweis ist, dass eine schwere Kindheit nicht zwangsläufig bedeutet, nicht liebenswert zu sein, oder das Liebe nicht in solch ein Leben passt.
Gerade im Hinblick darauf, dass so oft auf die Arbeit mit dem inneren Kind hingewiesen wird, und man dies so gerne mit dem Thema Seelenliebe in Verbindung bringt, habe ich mich entschlossen, ein wenig aus meiner Kindheit zu plaudern.
Einer Kindheit, die alles andere als schön war, und die trotzdem in ein Erwachsenenleben führte, in dem die Liebe seeeeeeeeeehr viel Platz hat.
Deine Kindheit gehört zu dir, wie dein Gesicht. Niemand kann sie nachträglich verändern!
Niemand, den ich jetzt treffe, ist verantwortlich dafür, mir all dies zu nehmen, was geschehen ist.
Ich bin vielmehr der Überzeugung, dass eben dies, was in der Kindheit geschah, der Motor, der Antrieb und der Treibstoff für die Zukunft sein kann … sofern wir dies erkennen und umsetzen wollen.
Sich darauf zu berufen, wie schwer, schmerzvoll und lieblos die Kindheit und Jugend, ja sogar schon die Zeit im Mutterleib war, und sich dann darauf auszuruhen, und jegliches eigene Verhalten damit zu rechtfertigen, ist in meinen Augen die Verweigerung, das Leben anzunehmen und aus seinem Leben das Beste zu machen.
Aber ich finde es auch verwerflich, von so vielen Experten, die so gerne behaupten, man kann erst wirklich lieben oder geliebt werden, wenn man das innere Kind geheilt hat.
Diese Möchtegern- Psychologen wissen überhaupt nicht,
was sie damit anrichten können.
Man kann auch die eigene Faulheit und das pflegen des eigenen Märtyrertums, mit der schlimmen Kindheit rechtfertigen.
Ich bekam in meiner Kindheit sehr wenig Liebe, dafür viel Schläge, Strafen Herabsetzungen, und regelmäßig den Spruch „Du warst überhaupt nicht geplant“.
Ich wuchs in einem Elternhaus auf, indem große Unterschiede zwischen mir und dem noch lebenden Bruder (es starben zwei Brüder vor meiner Geburt) gemacht wurden.
Einer bekam alles an Zuwendung, sei es finanziell, sei es Liebe, sei es Freiheiten, sei es Aufmerksamkeit oder eben Strafen und Schläge gewesen.
Es war eine sehr unausgewogene Aufteilung von all dem genannten und noch manchem mehr.
All das positive ging an mir vorbei zu einem anderen Empfänger und all das negative und schmerzhafte blieb bei mir.
Ungleiches Behandeln von Geschwistern fördert deren Verhältnis untereinander nicht
Das meine Mutter damit keine positiven Energien zwischen uns Geschwistern schuf ist nachvollziehbar.
Des Weiteren war mein Vater schwerer Alkoholiker und die Mutter eher narzisstisch veranlagt.
Zu meinem Leben gehörte es, dass jedes Wochenende schlimme Streitigkeiten unter meinen Eltern abliefen, die immer darin mündeten, dass Vater die Mutter verprügelte, würgte, umbringen wollte.
Erst Jahre später wurde mir bewusst, dass meine Mutter all dies durch ihr Verhalten förderte.
Es ging dabei immer um ein Thema, die Lohntüte meines Vaters und den meist eher geringen Teil des Lohnbetrages, den er nach dem Heimkommen von der Montage (er war Maurer und zumeist die ganze oder auch mal zwei-drei Woche/n weg) am Wochenende im Wirtshaus in Alkohol umsetzte.
Geld war der Gott meiner Mutter und dafür blieb sie in dieser Partnerschaft, in der ich mehr litt als jeder andere.
Der Bruder wurde geschützt und in Watte gepackt. Ich wurde nur hervorgeholt, weil ich Vaters Liebling war, um ihn zu besänftigen. Dabei bekam er bei meinem Anblick, im betrunkenen oder verkaterten Kopf ein schlechtes Gewissen und tickte erneut aus.
Das Fazit war, fast jede Woche gab es bei uns einen Polizeieinsatz, an dem man meinen Vater abführte, in die Ausnüchterungszelle stecke und am frühen Morgen wieder frei ließ. An manchen Wochenenden musste meine Mutter noch zum Notdienst oder ins Krankenhaus.
Kam er dann nüchtern zurück, waren Vater und Mutter ein Herz und eine Seele und verplanten das Wochenende miteinander, bei dem ich zumeist als störend empfunden und zu einem der Großelternpaare abgeschoben wurde.
Kinder leiden in solchen Ehen unsagbar
Kam ich am Abend oder am nächsten Tag, zumeist ein Sonntag, wieder nachhause, war Vater schon wieder betrunken und alles ging von vorne los.
Sich von ihm zu trennen kam für Mutter nicht in Frage, da sie um den Verlust des Geldes fürchtet, dass er damals reichlich nach Hause brachte.
In der Zeit, in der er auf Montage war, bekam ich dies, was er ihr an den kurzen Wochenenden antat, als körperliche und seelische Züchtigung zurück.
Auch für dies, was der Bruder verbockte, der übrigens fast acht Jahre älter ist als ich, fand sie einen Weg, es mir zuzuschieben und mich dementsprechend zu bestrafen.
Eines Ihrer bevorzugten Mittel war der Entzug von Liebe und Aufmerksamkeit. Ich saß oft abends weinend auf der Treppe, weil ich zur Strafe, für irgendeine Kleinigkeit einmal wieder keinen Gute Nacht Kuss bekam. Anstatt mich zu trösten gab es dann erneute Strafen.
Besonders gerne züchtigte sie mich vor meinen wenigen Freunden. Dies war für mich die schlimmste Strafe überhaupt.
Mein Vater allerdings strafte mich niemals, egal wie betrunken und wie sehr er in Rage war. Dies nutzte meine Mutter aus, indem sie mich dazwischenschob und vorschickte, damit er sich beruhigte, wenn ich in seiner Gegenwart war.
Leider brachte ihn dann mein trauriges Gesicht, oder die Tränen, die ich nicht verbergen konnte, wieder umso mehr in Wut. Meine Mutter hatte dies im Gespür und sie kam dann in solche Situationen hinein und stachelte ihn wieder an.
Natürlich eskalierte alles wieder und ich wurde dann beschuldigte, dass ich den Zorn des Vaters wieder heraufbeschworen hätte.
Alkohliker und Narzissten sind eine gefährliche Partnerschaft
Als Kind verstand ich dies absolut nicht. Heute weiß ich, dass meine Mutter sehr narzisstische Züge hatte.
Der Höhepunkt kam, als er wieder einmal mit dem Messer auf sie losging und sie mich im Reflex zwischen sich und den Vater zog, mitten hinein in die Richtung, aus der das Messer kam. Mein Vater zog es im letzten Moment zur Seite und das Messer rammte sich in eine Holztüre.
In diesem Moment ging meine kindliche Liebe zu meiner Mutter verloren. Die zum Vater war schon lange nicht mehr spürbar.
Dies lässt mich nun noch kurz ein anderes ach so beliebtes spirituelles Thema erwähnen.
Dir begegnet im Außen nur dies, was Du im innen hast oder lebst!
Was um alles in der Welt, soll einem Kind, solch ein Leben spiegeln???
Wie hirnrissig so eine Aussage ist, zeigt doch alleine dieses Beispiel, einer solchen Kindheit.
Was habe ich laut dieser Experten als (Klein)Kind in meinem Inneren gelebt, was sich mir auf solche Weise hätte im Außen zeigen sollen???
Zu dem körperlichen und seelischen Missbrauch, kam auch noch sexueller Missbrauch, über den ich aber nicht erzählen möchte. Es ist ein Thema, dem ich entwachsen bin und welches ich gut für mich verarbeiten konnte.
Es folgte das Mobbing in der Schule, da sich unsere Familienverhältnisse herumgesprochen hatten
Durch all dieses Theater, die Polizeieinsätze, meine Abstammung (Zigeuner als Vorfahren) brachte mir in der Schule eine sehr ungute Stellung ein. Ich wurde dies, was man heute ein klassisches Mobbing-Opfer nennt. Ich musste allein damit klarkommen, was ich auch tat. Aber es würde mir heute niemals einfallen, die Mitschüler und zum Teil auch die Lehrer, die involviert waren, für den Verlauf meines Lebens verantwortlich zu machen.
Es waren im Nachhinein gesehen wertvolle Lebens-Lektionen für mich.
Weinend nach Hause zu kommen, hätte nichts genutzt, ich wäre nur mit Vorwürfen überhäuft worden, wie unnütz, dumm, faul und ungewollt ich doch sei. Tatsächlich war ich eine ungewollte Schwangerschaft und Mutter ließ mich dies die Kindheit und Jugend hindurch oftmals spüren, wie wenig gewollt ich war. Sie teilte mir dies auch oft genug mit.
Ich zählte zwölf Jahre, nachdem sie es endlich geschafft hatte, sich von Vater zu trennen, musste ich Zuhause putzen, einkaufen, kochen und all dies mit 50 DM die Woche. Wehe sie reichten nicht aus, Wehe es war mal eine Rippe am Salat beim Putzen desselben übersehen worden, wehe die Wohnung war nicht sauber, das Essen nicht auf dem Tisch und die Schularbeiten fertig, wenn sie um 17 Uhr von der Arbeit kam.
Sie selbst ging fast allabendlich und natürlich die Wochenenden aus, brachte viele verschiedene Männer heim und ich verlor die Jugend dabei, indem ich eine kleine Hausfrau wurde, die verantwortlich für das Wohl der Mutter war.
Dies ging meine ganze Kindheit und Jugend hindurch. Freunde heimbringen, war ein Unding, denn es gab immer Wege, mich vor ihnen zu blamieren.
Natürlich machte ich in den ersten Jahren meines erwachsenen Lebens viele Fehler, auch gravierende, nach Meinung anderer. Aber, ich habe mit der Zeit daraus gelernt und zumeist erkannt, was die Situation für mich persönlich bedeutet.
Das Thema Karma erklärt für mich vieles was geschah
Da ich auch sehr mit dem Thema Karma behaftet bin, dies schon seit ich gerade dem jugendlichen Alter entwachsen war, erklärt sich für mich vieles auch auf eine etwas eher unkonventionelle Weise.
Und gerade dieser Glauben hat mir sehr viel Kraft gegeben und vieles in neuem, für mich erklärbarem Licht gezeigt. So auch die Kindheit, die ich durchlebte.
Dies sollte als Einblick genügen und wurde mehr, als ich im Grunde schreiben wollte.
All dies hat mich natürlich geprägt für mein Leben, aber, es kommt doch auch darauf an, was wir daraus machen, wie wir es im späteren Leben sehen, annehmen und umsetzen. Ob wie die wertvollen Chancen darin erkennen.
Deine Seelenliebe ist unabhängig von deinem inneren Kind!
Ich käme nie im Leben auf den Gedanken, meine Seelenliebe dafür verantwortlich zu machen, meine schwere Kindheit aufzuarbeiten oder mir den Schmerz zu nehmen, den nur ich selbst transformieren kann.
Was soll meine Seelenliebe denn an meiner Vergangenheit ändern können?
Die Sichtweise darauf, kann nur ich selbst ändern.
Die Erfahrungen daraus, kann nur ich selbst umsetzen oder verweigern.
Es ist nicht das Verschulden meines Seelenpartners, wenn ich deshalb heute Probleme hätte. Es ist aber auch nicht sein Verdienst, wenn ich, so wie ich es tat, Energie aus all dem gewonnen und diese genutzt habe.
Ich möchte meiner Seelenliebe als erwachsene und liebende Frau gegenübertreten und nicht als hilfloses Opfer einer schlimmen Kindheit.
Ich finde, wer seine Kindheit und Jugend, das Verhalten der Eltern einem selbst gegenüber, heute als Grund benutzt, um eine unglückliche Liebe und das Festhalten daran, zu rechtfertigen, oder einen Partner davon abhängig macht, ob er einem diese Last der Vergangenheit abnimmt oder mit/für einem selbst aufzuarbeiten, der ist der wahren Liebe nicht begegnet.
Seelenliebe und schlimme Kindheit schließen sich nicht aus.
Im Gegenteil.
Eine schlimme Kindheit gibt mir auch den Schlüssel zu meinem persönlichen Glück in die Hand.
Ich darf meine unguten Erinnerungen und Erfahrungen der Kindheit haben und diese auch behalten.
Ich darf mich dafür entscheiden, mich von all dem heute nicht beherrschen zu lassen.
Ich darf mich dazu entschließen, die schreckliche Kindheit, in mir selbst anzunehmen und dabei zu erkennen, wie sehr all dies, mich zu dem Menschen machte, der ich heute bin.
Und ich darf mir auch persönlich einen Orden umhängen, der signalisiert, wie ich aus all dem negativen Scheiß eine positive Zukunft aufbaue, auch wenn der Weg dahin nicht einfach ist.
Gerade dann darf ich so einer Kindheit auch dankbar sein.
Was ich definitiv bin.
Es liegt an jedem selbst, inwieweit eine schwere Kindheit das zukünftige Leben beherrscht!
Ich darf mich dafür entscheiden, die Kindheit da zu lassen wo sie hingehört, in der Vergangenheit, sofern ich innerlich meinen Frieden damit geschlossen habe.
Und nein, dies ist keine Verdrängung, sondern eine Annahme des eigenen und selbstbestimmten Lebens.
Und ich darf mich vor allen Dingen dafür entscheiden, mich nicht darauf auszuruhen, wie böse das Leben, die Eltern oder sonst was zu mir waren.
Was aber sehr wichtig ist, ich darf für mich selbst die Entscheidung treffen, dass mein inneres Kind keiner Heilung bedarf, weil mein Leben dadurch, was geschah und wie es einst geschah, mich auf den Weg der persönlichen Heilung brachte.
Somit kann und darf gerade auch ich sagen, eine beschissene Kindheit gibt dir nicht das Recht ein beschissener Erwachsener zu werden, sondern, sie gibt dir so viel Erfahrung, Fühlen und Wissen mit auf den Weg, die Du in Empathie, Mitgefühl und deine eigenen Lebensweisheiten und Ziele umwandeln kannst. Aus einer beschissenen Kindheit kann ein segensreiches Erwachsensein werden.
Ich persönlich nehme mir dazu auch das Recht, über diese Kindheit zu reden/schreiben, ohne dabei um Mitleid zu heischen.
Was ich mit diesen Beitrag im Grunde sagen will, ist, dass die Heilung am inneren Kind nichts mit der Seelenliebe zu tun hat, sondern nur mit dir persönlich und deinem Umgang mit deinen frühkindlichen und jugendlichen Erlebnissen.
Und Du kannst/darfst dein inneres Kind einfach so lassen wie es ist, denn es ist genau wie Du als nunmehr Erwachsener, genau so richtig wie es ist.
Du kannst solche Dinge nicht im Nachhinein heilen, aber Du kannst dich mit Ihnen aussöhnen und davon profitieren, indem Du Kraft daraus gewinnst, um der zu werden, der Du im Grunde sein sollst.
© Erika Flickinger