Zumeist wird der Mann als Loslasser betitelt
Was mir an vielen Texten und Aussagen über Dualseelen immer wieder auffällt, ist, dass zumeist dem Mann die Rolle des Loslassers zugeschoben wird.
Aber, und dies finde ich doch paradox … von den oft gleichen Autoren/innen liest man dann aber auch solche Sätze, wie Folgenden „““Erst wenn die Frau mit ihrem Lernprozess fertig ist, kann auch er sich bewegen und wird mit seinen eigenen Gefühlen und unterdrückten Ängsten konfrontiert. Es ist wie ein unsichtbarer Pakt, dem wir uns nicht entziehen können.“““
Zum einen ist er der Loslasser, zum anderen wartet er wohl unbewusst passiv darauf, dass Frau, endlich mit ihren Lernaufgaben fertig wird, damit er aktiv werden kann.
Obwohl passiv warten hier nicht der richtige Ausdruck ist, da er ja offensichtlich AKTIV in den Rückzug geht.
Und es liegt an euch (zumeist) Frauen, die Arbeit an sich selbst zu erbringen, während der berühmte Loslasser nichts tut, außer „loszulassen,“ bzw. dir seine Nichtbeachtung zu zeigen.
Liebe Frauen, die ihr dies liest. Ich hoffe, Ihr erkennt selbst, wie paradox das klingt, aber auch, welch schwere Rolle man euch hier aufladen möchte.
Ihr sollt fühlen, leiden, an euch arbeiten, Prozesse durchlaufen, dabei aber bedingungslos lieben, und immer schön aktiv, mit der Arbeit an euch selbst bleiben, um den passiven Herrn auf diese Weise in euer Leben zu ziehen, ihm dadurch aber auch ja schön das Leben leicht machen, indem von ihm keinerlei Veränderung gefordert wird.
Passiv ist er ja auch nur, um euch in die Aktivität zu bringen … wohlgemerkt einer von beiden zieht sich völlig zurück und genießt sein Leben, während der andere, sich aufreibt und verzweifelt, an unsinnigen Vorgaben und an der Arbeit an sich selbst!
Ihr erkennt hoffentlich, wie unsinnig all dies ist.
Ich kann aufgrund meiner Beratungspraxis behaupten, dass es sehr viele Männer gibt, welche mit diesen Behauptungen und Belehrungen absolut nichts anfangen und sich nicht damit identifizieren können.
Werden Sie liebevoll aktiv, bei der Frau, die Sie lieben, bekommen sie gleich das Stigma, keine Seelenliebe zu sein, sondern aufdringlich und uneinsichtig.
Was nicht verletzt kann keine Liebe sein!
Oder, der Mann verletzt mich nicht, das kann niemals meine Seelenliebe sein.
Denn, wären sie die Seelenliebe der geliebten Frau, müssten Sie doch loslassen, in den Rückzug gehen, verletzen und Tränen und Leid verursachen.
Aber, nichts liegt einem liebenden Mann ferner, als diese Rolle anzunehmen, geschweige denn zu leben.
Liebende Männer wollen keinen unsichtbaren Pakt, der nur auf Irrwege und von der Liebe wegführt. Man hat ihnen diese Rolle einfach auferlegt.
Manchmal kommt es mir so vor, als wolle man damit dem Mann, die neue Rolle, die er leben möchte, nämlich weich und empathisch und liebend sein zu dürfen, streitig machen und ihn in die alte Rolle, des Kriegers, Herrschers und Unterdrückers zurückbeamen.
Anders kann ich mir solche Theorien nicht erklären.
Ein liebender Mann fordert keine Veränderung sondern Zuwendung
Liebende Männer wollen keinen sieben- oder Achtstufen-Prozess, der voller irrwitziger Regeln steckt.
Sie kennen dies zumeist gar nicht, geschweige denn, dass sie danach leben möchten.
Sie wollen angenommen werden, so wie sie sind. So und nicht anders. Sie wollen die geliebte Frau, so annehmen wie diese ist, wie sie diese kennenlernten, und nicht anders.
Aber, sie zeigen Frau auch, wenn kein Interesse besteht. Wenn keine Liebe da ist.
Leider legt man ihnen dann liebend gerne das Pseudonym „Loslasser“ oder „Kopfmensch“ auf die Schultern.
Leider halten sich diese Aussagen, vom Loslasser, Gefühlsklärer, dem Finger auf die Wunden legen, dem Lernen und leiden, so hartnäckig, dass sehr oft, die Chance auf die wahre Liebe traurig vorübergeht.
Ich habe oft genug in meinen Beratungen gehört, was die ersehnte Frau so alles unternimmt, um sich vorzubereiten, wenn der „Loslasser“ endlich in die Phase des Liebenden kommen sollte. Was Sie alles mitmachen, sich zumuten und dabei fast verzweifeln, weil nichts wirklich hilft.
Aber auch, was sie alles unternehmen, um einem Mann zu gefallen, und dabei die Liebe, eines anderen Mannes mit Füßen tritt, weil er nicht in das Dualseelenschema passt. Weil sein Verhalten liebevoll, aufmerksam und achtsam ist.
Einer der schrecklichsten Sätze, die ich dazu jemals gelesen habe, ist Folgender:
„Diese Begegnung fordert alles von dir… nämlich die Kapitulation deines Egos.“
Wieso um Gottes willen, soll das eigene Ego kapitulieren?
Wieso soll dein Geliebtes Gegenüber von dir erwarten, dass Du dein Ego, also Dich selbst aufgibst, um zu etwas zu werden, was nach Aussagen mancher Autoren, liebenswert ist?
Du musst dich nicht anders zeigen, als so, wie er/sie dich kennenlernte. Alles andere wäre der Versuch ihm/ihr falsche Tatsachen vorzusetzen!
Hat er/sie dich denn nicht so kennengelernt, wie Du in diesem Moment warst?
Und falls sich bei ihm Gefühle für dich regten, dann taten sie dies für den Menschen, der Du im Augenblick des Erkennens gewesen bist, nicht für einen Menschen, zu dem Du dich versuchst, mühevoll zu formen, weil man das eben nun einmal so tut.
Meine Erfahrung ist, dass gerade jene, die dir lehren wollen, dass Du an deinem eigenen Ego arbeiten musst, selbst sehr oft ein eigenes Ego-Problem haben.
Deine Dualseele, wird dich in dem Moment, da das erste Zusammentreffen stattfindet, erkennen und die Liebe zu dir fühlen. Zu dir, der Du eben bist. Es ist keine Arbeit an sich selbst nötig, kein Verformen deiner Selbst und auch kein hineinzwängen in ein Korsett, welches andere dir darreichen.
Deine Dualseele will dich so, wie Du bist, Veränderungen an euch BEIDEN werden dann im Laufe der Beziehung wie von selbst geschehen, und zwar ganz individuelle und nur, weil beide es so wollen.
Ich bin sicher, dass es weder Theorien über Loslasser- Gefühlsklärer- oder Menschen, die vor zu starken Gefühlen auf die Flucht gehen, braucht.
Oder aber Menschen, die dir schmerzhaft den Finger in Wunden legen, währenddessen sie selbst sich distanzieren, damit Du ihre Wunden nicht berühren kannst.
Liebe fordert Ehrlichkeit und keine Verstellung oder zwanghafte Änderung!
Was es braucht, ist, offen und ganz als Du selbst, auf Menschen zuzugehen. Offen zu bleiben, dafür, wie die Liebe sich in deinem Leben zeigen will, und dies ohne jeglichen Zwang oder Vorstellung davon, wie Liebe zu sein hat.
Jeder Mensch, für den Du dich glaubst, verändern zu müssen, oder von dem Du meinst, er sei ein Loslasser oder Ähnliches, hat nichts mit Liebe zu tun.
Es hat zumeist andere Gründe, wieso Du dich so verhältst, oder glaubst verhalten zu müssen.
Und zum Abschluss nochmals zur Erinnerung.
Ein Mann, der dich liebt, wird zu dir stehen, wird deine Nähe suchen und seine Gefühle zeigen, genauso wie er ist.
Er wird weder von dir noch von ihm Veränderung verlangen, sondern einzig deine Zuwendung und deine Offenheit aufeinander zuzugehen und sich überraschen zu lassen, wie sich die Gefühle zwischen euch beiden entwickeln.
© Erika Flickinger